Hermann Umfrid
Hermann Umfrid (* 20. Juni 1892 in Stuttgart; † 21. Januar 1934 in Niederstetten) war ein deutscher evangelischer Pfarrer in der Stadt Niederstetten, der Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete und damit selbst zum Opfer wurde.
Biographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hermann Umfrid kam am 20. Juni 1892 in Stuttgart als Sohn des Theologen und Pazifisten Otto Umfrid zur Welt.[1] Nachdem er zunächst ein Jurastudium begonnen hatte, wechselte Hermann Umfrid zur Theologie. Nach dem bestandenen Examen im Jahre 1917 erhielt er seine erste ständige Pfarrstelle nach neun Vikariats- und Pfarrverweserstellen erst im Jahre 1922 in Kaisersbach, weil die Kirche die Aktivitäten seines Vaters als Pazifist missbilligte.[2][1]
1922 heiratete er Irmgard Silcher, mit der er vier Kinder hatte.[1] Im Jahr 1929 wurde er in die fränkische Kleinstadt Niederstetten versetzt.
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Morgen des 25. März 1933 kam eine Truppe von SA- und Gestapo-Leuten sowie Kriminalbeamten nach Niederstetten und in andere hohenlohische Gemeinden.[1][3] Sie drangen in Häuser und Wohnungen jüdischer Bürger ein, durchsuchten diese und brachten die Männer zum Rathaus. Dort wurden sie festgehalten, mit Stahlruten misshandelt und teilweise in Konzentrationslager verschleppt.[1][4]
In seiner Predigt am folgenden Tag verurteilte Pfarrer Hermann Umfrid diese Taten aufs Schärfste und erinnerte daran, dass die wahre Christenheit für Verbrechen dieser Art nicht einstehen dürfe.[5][6][1]
Nach seiner Predigt erhielt Umfrid eine Rüge vom Oberkirchenrat und wurde von den Nationalsozialisten drangsaliert. Er wurde verhört und mit KZ-Haft bedroht.[1] Trotz des auf ihn ausgeübten Drucks hielt Umfrid an seiner Solidarität mit den Juden fest. Umfrid selbst erhielt allerdings von keiner Seite Unterstützung.[6] Im Januar 1934 wurde er vom Kreisleiter zur Aufgabe seines Amtes aufgefordert.[1] Am 21. Januar 1934 nahm sich Umfrid schließlich das Leben, wohl auch, um seine Familie zu schützen.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, ISBN 978-3-423-34519-4.
- Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder: Juden–Christen–Deutsche. Band 1: 1933–1935. Ausgegrenzt. Calwer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 978-3-7668-3011-1, S. 123 ff.
- Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1985, ISBN 3-7995-7622-3.
- Jörg Thierfelder: Hermann Umfrid (1892-1934) – Protest eines Pfarrers gegen den Pogrom in Niederstetten 1933. In: Angela Borgstedt u. a. (Hrsg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Bd. 46), Stuttgart 2017, ISBN 9783945414378, S. 177–190.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred Schmid: Umfrid, Otto. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 910–916 .
- ↑ Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag. 1985. ISBN 3-7995-7622-3, S. 46
- ↑ Spiegel Online: Der Weg in die Diktatur. Hakenkreuz am Altar (aufgerufen am 6. Januar 2010)
- ↑ Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag. 1985. ISBN 3-7995-7622-3, S. 49
- ↑ a b FAZ.net: Allmähliche Einkreisung vor dem Mord, aufgerufen am 6. Januar 2010
Personendaten | |
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NAME | Umfrid, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Pfarrer in der Stadt Niederstetten |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1892 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 21. Januar 1934 |
STERBEORT | Niederstetten |